Erasmus+ im Jahr 2022

Es war etwas Besonderes, als am frühen Morgen des 25. Aprils  eine Boing 737 von Frankfurt nach Heraklion startete. Auf den ersten Blick absolute Routine, aber an Bord befanden sich  fünf Schülerinnen und zwei Lehrkräfte der Drei-Burgen-Schule, die sich auf den Weg nach Ierapetra auf Kreta gemacht hatten, um dort am internationalen Erasmus-Treffen des OCCBUT-Projekts teilzunehmen. Mehr als zwei Jahre war das wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Jetzt aber klappte es: 25 Jugendliche aus Portugal, Spanien, Italien, Zypern und Deutschland  trafen kurz nach Ostern zusammen und verbrachten mit ihren Lehrerinnen und Lehrern eine Woche an der Südküste Kretas. Im Mittelpunkt dieses Treffens stand als Thema die Bedeutung von traditionellen Märchen, Mythen, Liedern und Gedichten für unser modernes Leben. Aber auch Fragen rund um den Weinanbau und die Zubereitung traditioneller Speisen wurden praktisch und theoretisch aufgegriffen. Alle Schülerinnen und Schüler wohnten in Gastfamilien und erhielten so einen tiefen Einblick in das alltägliche Leben in Ierapetra. Gerade die Erfahrungen jenseits des offiziellen Programms waren und sind für die Jugendlichen besonders wertvoll. Alle Felsbergerinnen waren sichtlich beeindruckt von der Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen in Ierapetra, einer Kleinstadt mit ca. 17.000 Einwohnern, die größtenteils in touristischen Berufen oder als Gemüsebauer arbeiten.

Gesprochen wurde während des Treffens fast durchgängig englisch, durchsetzt mit einigen griechischen Sprachfetzen, die sich tief ins Gedächtnis aller Reisenden einbrannten: „Chalara“ und „zigas, zigas“ wurden zu geflügelten Wörtern. Sie meinen „entspann dich, chill‘ mal“ und „in aller Ruhe“ – zwei Ausdrücke, die nicht unbedingt zum Grundwortschatz deutscher Lehrkräfte gehören. Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Schülerinnen anfangs mehrmals über ihre erwachsenden Begleitpersonen lachen mussten, wenn diese auf die Frage „Was passiert hier jetzt?“ nur die Schultern zucken konnten, weil sie die Antwort selbst auch nicht kannten. – Ein Lernprozess für alle. Doch obwohl es diese offenen Fragen und Momente der Desorientierung gab – vielleicht auch gerade deswegen – entwickelte sich dieses Treffen zu einer intensiven, lehrreichen und bereichernden Veranstaltung. Gemeinsam leben, lernen, feiern, griechische Tänze kennenlernen, mediterranes Essen erforschen, das besondere Klima wahrnehmen, spannende Gespräche mit Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften aus allen Ecken Europas führen können – so etwas sollte, nein, so etwas muss jeder einmal erlebt haben. Es gibt kaum ein anderes Projekt, das so prägend für die eigene Schullaufbahn sein kann und so viel zum gegenseitigen Verständnis beitragen kann wie OOCBUT. Das zeigt auch der Text von Emilia Müller, einer der Teilnehmerinnen der Kreta-Fahrt:

Erasmus. Sie haben schon mal was von gehört aber keine wirkliche Ahnung was das ist? Wir, die Schüler der Drei-Burgen-Schule sind Teil des Erasmus+Teams unserer Schule und machen mit bei OCCBUT, dem aktuellen Projekt, das seit 2021 läuft. Gemeinsam mit den Ländern Zypern, Kreta, Italien, Spanien und Portugal sind wir dieses Jahr dabei uns auszutauschen, kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln.
Leider fiel unsere erste geplante Fahrt nach Terni in Italien für uns noch aus. Grund dafür war Corona. Somit ging es für uns erst jetzt mit der Fahrt auf die wunderschöne Insel Kreta los. Unser Team bestand aus fünf Schülerinnen sowie zwei Lehrern. Um 2 Uhr nachts am besagten Abreisetag ging es los. Vor uns lag eine Woche voller neuen Erfahrungen in Ierapetra, der südlichsten Stadt Europas. Dies bekamen wir auch in der gesamten Woche zu spüren: das Wetter war meistens sommerlich-warm. Gleich am ersten Tag wurden wir herzlich aufgenommen von unserem Gastfamilien. Jeder von uns fühlte sich wohl und lebte für die gesamte Woche in einer netten Umgebung.
Unser Aufenthalt wurde mit Ausflügen, Projekten, Vorstellungen sowie viel Freizeit mit unseren Gastfamilien ausgeschmückt. Zum Beispiel ging einer unserer Ausflüge in die Hauptstadt von Kreta, nämlich nach Heraklion. Wir besuchten Museen, einen Palast und viele schöne Restaurants.
Ein lustiger Fun Fact nebenbei: auf Kreta gibt es in den meisten Restaurants kostenloses Wasser. Als wir das erste Mal mit unseren Austausch-Partner/innen essen waren, waren wir uns unsicher, ob es denn wirklich kostenlos wäre und ob wir nicht reingelegt werden. Uns wurde allerdings mehrfach versichert, dass wir es trinken können und somit genossen wir unser kostenloses frisches Wasser und freuten uns über diesen netten Serviece, der bei uns eher unüblich ist.
Wir besuchten außerdem Weinberge, denn ein Schwerpunkt für unseren Austausch war es, die Bedeutung des Weinanbaus in den anderen Länder kennenzulernen. Doch wir sahen nicht nur, wie der Wein angebaut und hergestellt wurde, sondern lernten auch, wie der beliebteste und bekannteste Schnaps Kretas, Raki, hergestellt wird. Das war eines der Projekte, die in der Schule abliefen. Doch wir lernten nicht nur die Destillation von Alkohol kennen, sondern auch traditionelle griechische Tänze oder aber backen und kochen traditioneller Gerichte.
Erasmus brachte uns den Austausch mit anderen Kulturen, Menschen, Essen und vor allem viele Erfahrungen. Aus meiner Schülersicht kann ich sagen, dass ich mich für immer an dieses Abenteuer erinnern werde. Ich würde jedem empfehlen, der die Chance hat mitzumachen, diese auch zu nutzen. Erasmus bietet dir eine kostenlose Reise und unvergessliche Momente. (Emilia Müller)

Es ist gerade in diesen Zeiten wichtig, solche Erasmus-Projekte wie OCCBUT als einen großen Schwerpunkt im Schulleben zu verankern. Diese Projekte ermöglichen uns einen „Blick über den Tellerrand“, bauen Unsicherheiten und Ängste ab und fördern so gegenseitige Toleranz und Verständnis füreinander. Die Fahrten werden durch Projektgelder der EU finanziert und sind für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte kostenlos. Als Zugangsvoraussetzungen genügen Neugier, Engagement bei der Vorbereitung und die Bereitschaft und Fähigkeit, für eine zeitlang von der deutschen in die englische Sprache zu wechseln. Es ist sehr wünschenswert, dass an diesen Projekten nicht nur Gymnasialschülerinnen und -schüler teilnehmen, sondern in allen Schulzweigen Jugendliche gewonnen werden, die die Drei-Burgen-Schule bei den multinationalen Treffen vertreten.

Ein besonderer Dank gilt allen Helferinnen und Helfern in und um die Schule, aber auch der Firma Rietschle für die tolle Unterstützung.