Einmal im Monat treffen sich Felsberger Seniorinnen und Senioren in der Schul- und Stadtbücherei zum Erzähl-Café, um  köstlichen selbstgebackenen Kuchen zu genießen. Aber das ist nicht der einzige Grund für dieses Beisammensein. –  Viel wichtiger ist die Neugier auf das, was nach dem Kaffeetrinken kommt. Dann sind oft interessante Gäste anwesend, die zu einem spannenden Thema etwas zu erzählen haben.

Diesmal waren es sehr ungewöhnliche Gäste, die den Nachmittag gestalteten: Da war Margret Steenfatt, eine bekannte Autorin aus Hamburg, die schon seit vielen Jahren  regelmäßig in der Felsberger Schule zu Gast ist , weil sie  aus ihren neusten Büchern für die Schülerinnen und Schüler der Drei-Burgen-Schule liest. Und da waren Zinat und Amira, zwei Mädchen, 8 und 10 Jahre alt. Die beiden stammen aus Afghanistan und Äthiopien und leben seit vier Jahren hier in Deutschland.

Viele rätselten: Was hatten die drei miteinander zu tun? Wollte Margret Steenfatt einen neuen Text vorstellen? Aber warum waren dann die beiden Mädchen dabei? – Schnell wurden diese Fragen beantwortet: Alle drei hatten im letzten Herbst an einem Schreibprojekt für Migranten teilgenommen. Initiiert wurde diese Schreibwerkstatt vom Bund Deutscher PfadpfinderInnen, Region Nordhessen, unter Federführung von Stefanie Hofmann und Ulla Suck-Sartoris; die Finanzierung wurde durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und und Jugend und das Bundesprogramm Demokratie leben! gewährleistet.  Im Rahmen dieses Projektes unter dem Titel „Das Gute, was wir mitbringen ….. und bekommen –  eine Schreibwerkstatt für Geflüchtete und junge Menschen, die hier schon länger leben“ eröffnete Margret Steenfatt zusammen mit Carmen Weidemann, einer in Kassel ansässigen Künstlerin und Pädagogin, Schreibräume für die Teilnehmenden, um sie zu ermutigen,  mehr über sich und  ihre Heimat zu erzählen. Genau diese  Räume nutzten auch Zinat und Amira mit ihren Familien. Sie schrieben mit Hilfe der beiden Kursleiterinnen kurze Gedichte, märchenhafte Geschichten oder erzählten, warum sie ihre Heimat verlassen mussten. Einen Teil der Geschichten lasen Amira und Zinat nun auch im Erzähl-Café vor: Das Märchen von der Zauberblume, eine geheime Liebesgeschichte und die Geschichte von Amiras Vater, der früher mit seiner Familie in Äthiopien Tabakfelder bewirtschaftet hatte, bevor diese im Zuge von Kämpfen zwischen rivalisierenden Herrschergruppen zerstört wurden. Aufgeregt waren die beiden Mädchen bei ihrem Vortrag nicht. Souverän und lebendig lasen sie die Texte vor und freuten sich über das große Lob, das sie von allen Seiten erhielten. Auch Margret Steenfatt, die in einer kurzen Einführung den Hintergrund des Projektes erläutert hatte, war sichtlich stolz darauf, wie positiv dieses Schreibprojekt verlaufen war. Den Erfolg dieses Projekts dokumentiert auch die Preisverleihung bei der Zukunftsmesse im Rahmen der Waberner Kulturwoche im letzten November. Die dortigen Besucher hatten das Projekt auf den ersten Platz gewählt.

Im Erzähl-Café blieb nach dem Vortrag noch Zeit für Fragen und zum gemeinsamen Singen. Hierbei unterstützte Franz Knarr die sangesfreudigen Gäste mit dem Akkordeon. Gundi Rode dankte allen Mitwirkenden abschließend herzlich für ihr Engagement und überreichte den Akteuren ein kleines Präsent. Um vielfältige Eindrücke reicher, machten sich die Café-Gäste nach einem kontrastreichen, spannenden und unterhaltsamen Nachmittag auf dem Heimweg.